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„Schutz der Meere und blaue Wirtschaft in den Mittelpunkt stellen“

Zur dritten Weltozeankonferenz (UNOC-3) erklärt Benjamin Ilabaca von der Osterinsel, warum es entscheidend ist, dass alle beim Schutz der Meere zusammenarbeiten. Ilabaca ist Rechtsberater für indigene Rechte und nachhaltige Entwicklung der Gemeinde Rapa Nui.

Interview: Klaus Ehringfeld Illustration: Julian Rentzsch

Was bedeutet die Zusammenarbeit der Inseln im Südostpazifik für den Meeresschutz?

Eine regionale Zusammenarbeit ist der Schlüssel und wohl auch die einzige Möglichkeit, den Schutz der Meere wirksam zu sichern. Der Ozean verbindet unsere Gemeinschaften, auch wenn wir weit voneinander entfernt leben. Deshalb ist eine gute Koordination wichtig – am besten durch einen strategischen regionalen Plan, der Überwachung und Meeresschutz ermöglicht. So lassen sich die Meeresressourcen gemeinsam verwalten.

Das Meer ist nicht nur eine Lebensquelle für unsere Gemeinschaften und indigenen Völker, sondern auch eine zentrale Achse kultureller und spiritueller Identität. Inselgemeinschaften, deren Weltanschauungen und Lebensweisen eng mit dem Meer verbunden sind, bieten eine unschätzbare Grundlage für eine echte und transformative Zusammenarbeit.

„Die Inseln im Pazifik gehören zu den Regionen, die weltweit am stärksten von der dreifachen Krise betroffen sind: Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Verschmutzung.“

Benjamin Ilabaca
Rechtsberater für indigene Rechte und nachhaltige Entwicklung der Gemeinde Rapa Nui

Als Community Leader haben Sie ein Führungstraining besucht, das vom Projekt „Save the Blue Five“ durchgeführt wurde. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Das Leadership-Training hat mir sehr geholfen, Netzwerke zu knüpfen und gemeinsam mit anderen Menschen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven Lösungen zu erarbeiten. Die Methode ist ganzheitlich und fördert eine Art von Führung, die Menschen aus sehr unterschiedlichen Kontexten, Berufen und Hintergründen zusammenbringt. Es war eine einzigartige Erfahrung, bei der ich viel gelernt habe – insbesondere über grundlegende Instrumente für den Meeresschutz und die nachhaltige Entwicklung.

Biodiversität der Meere schützen

Das Projekt „Save the Blue Five“ fördert die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Südostpazifik zum Schutz der migrierenden Meeresfauna. Dazu gehören Wale, Delfine, Haie, Meeresschildkröten und Mantarochen. Ziel ist der Erhalt dieser Arten und ihrer Lebensräume im Südostpazifik, die sich über mehrere Länder erstrecken. Im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit arbeiten die GIZ und ihre Partner mit Costa Rica, Panama, Kolumbien, Ecuador, Peru und Chile zusammen, um Meeresschutz auf einer Fläche von zwei Milliarden Hektar zu stärken. Das Projekt fördert eine bessere regionale politische Abstimmung, Wissensaufbau und -transfer, Kooperation mit der Finanz- und Privatwirtschaft und sensibilisiert für den Meeresschutz. Es trägt dazu bei, die internationalen Verpflichtungen zu Klima, Biodiversität und Agenda 2030 zu erfüllen.

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Ein Wal hebt seine Fluke aus dem Wasser, während er im offenen Meer abtaucht, Wasser spritzt dabei in die Luft. Clément Laronde

Bei einem regionalen Austausch mariner Inselschutzgebiete, das von „Save the Blue Five“ unterstützt wurde, wurde die Partnerschaftserklärung „Declaratoria de Hermandad“ für den Schutz der Pazifikregion initiiert. Welche Chancen bietet diese Erklärung?

Diese Erklärung ist durch eine Allianz von Inseln mit wichtigen Meeresschutzgebieten (Galapagos, Rapa Nui und Juan Fernández) zustande gekommen. Sie bildet einen Ausgangspunkt für die gemeinsame Koordinierung des Meeresschutzes und stellt damit einen ersten Meilenstein dar. Sie sollte anderen pazifischen Inselgebieten als Beispiel dienen. Die Partnerschaftserklärung zeigt, dass es möglich ist, einen einheitlichen politischen Willen zu formulieren und vorhandene Ressourcen gezielt zu bündeln.

Wichtig ist, den Schutz der Meere, die nachhaltige Entwicklung und die „blaue Wirtschaft“ ins Zentrum der öffentlichen Politik zu rücken. Nur so lässt sich das Leben der Inselgemeinschaften und der Meeresökosysteme wirksam schützen. Die Inseln im Pazifik gehören zu den Regionen, die weltweit am stärksten von der dreifachen globalen Krise betroffen sind: Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt – insbesondere der Meeresbiodiversität – und Verschmutzung, vor allem durch Plastik und Mikroplastik. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen lokale Gemeinschaften gestärkt und die Inseln zusammengebracht werden. Für eine gemeinsame Vision von regionalem Schutz und Widerstandsfähigkeit.

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